Lehrveranstaltung: Kriege, Krisen, Katastrophen (6676-521)
- Personen:
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- Cathleen Kantner (verantwortlich)
- Lehrform:
- Vorlesung
- SWS:
- 2
- Inhalt:
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Seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert war die Soziologie ein Kind der Moderne. Und als solches verschrieb sie sich der Überwindung des Alten
und der Verbreitung des Neuen, dem sie sich emphatisch verpflichtet fühlte. Der Begriff des Fortschritts fasst diese Intuition zusammen. Unter
seinem Banner zog man in den Kampf für eine neue und bessere Welt. Er bündelt alle spezifisch modernen Intuitionen, die sich bis zum heutigen Tag mit diesem Projekt verbinden. Inzwischen ist ein Teil des Vertrauens in das Neue aufgezehrt. Die Krisen, Kriege und Katastrophen des 20. Jahrhunderts haben nicht nur Zweifel am Modell der gesellschaftlichen Höherentwicklung wach gerufen, sondern auch Zweifel an der normativen Ausdeutung der Moderne selbst. Man muss heute kein Pessimist mehr sein, um den Optimismus der Aufklärung für widerlegt zu betrachten. In der Vorlesung wollen wir uns auf die konservative Variante der Fortschritts- und Modernekritik beziehen, die sich, so oder so,
auf die Krisen, Kriege und Katastrophen bezieht, um diagnostisch das zu erfassen, was wir eine post
-nationale Konstellation nennen können. Die Leitfrage, die die Vorlesung zu beantworten sucht, lautet daher: Lassen sich die Krisen, Kriege und Katastrophen als Pathologien der Moderne verstehen, also als „Ausnahmen“ vom Regelfall, oder aber als jeweils konkrete Möglichkeitsformen der Moderne selbst? Die Vorlesung fundiert damit die Beschäftigung mit Theorien der internationalen Beziehungen, die heute nicht nur mit dem Problem des normativen Gehalts der Moderne, sondern zudem mit dem Problem „unterschiedlicher Modernen“ konfrontiert sind. - Literatur:
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Th. W. Adorno/M. Horkheimer: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt/M. 1992.
Z. Baumann: Dialektik der Ordnung, Hamburg 1992
F. Walter: Katastrophen, Stuttgart 2010.
U. Tietz: „Aufstieg, Größe und Fall. Überlegungen über den historischen Fortschritt im Anschluss an Nietzsche“, in: Nietzsche – Macht – Größe:
Philosoph der Größe der Macht und der Macht der
Größe, hrsg. von V. Caysa und K. Schwarzwald, Berlin/New York 2011, S. 334-386.
U. Tietz: Das Kassandrasyndrom. Ein Versuch über Prognose und Prophezeiung, Bern 2014.
U. Tietz: Auschwitz und die Moderne. Über die geschichtsphilosophische Bedeutung von
Katastrophen, in: Berliner Debatte Initial, 25/2014, S. 6-23.
U. Tietz: Kunst und Katastrophe. Der Untergang der Medusa und die Idee von der besten aller möglichen Welten, in: Zeitschrift für Kulturphilosophie, Heft 1-2/2015, S. 311-325. SPENGLER, O. (1933). Der Mensch und die Technik. Beitrag zu einer Philosophie des Lebens. München: C.H. Beck. - Veranstaltungsort:
- Stuttgart-Stadt
- Modul:
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- 6676-520 Theorien und Methoden der internationalen Beziehungen (Wahlpflicht)